Die Langsamkeit der italienischen Justiz war wiederholt Thema des Mandantenbriefes; dass Rechtsstreite sich über zehn Jahre hinziehen, ist keine Seltenheit. Der folgende Fall ist es aber doch:

Der Erblasser starb 1952 und hinterließ zehn Kinder, unter anderem die Klägerin, die ein Stück Land erben sollte. Obwohl sie mittlerweile 18 nicht rechtskräftige Entscheidungen zu ihren Gunsten einsammeln konnte, ist ihr nach wie vor der Zugang zu ihrem Erbe verwehrt. Das Landgericht Crotone hatte 2005 über die Aufteilung entschieden, nach 14-jähriger Verfahrensdauer hat dann auch das Oberlandesgericht Catanzaro die erstinstanzliche Entscheidung bestätigt; der Kassationshof hat aber mit Entscheidung 21.10.2021 die Sache wieder an das Oberlandesgericht verwiesen. Die bislang aufgewendeten Kosten des Rechtsstreites würden nicht nur ihren Erbanteil, sondern den Wert der gesamten Erbschaft deutlich übersteigen. Die beim Erbfall 14-jährige Klägerin ist heute 87 Jahre alt. (Quelle: Il Dubbio vom 01.09.2022). Goethe berichtete von ähnlichen Fällen aus seiner Zeit als Referendar beim Reichskammergericht.