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Teetrinkende Kassationsrichter

Teetrinkende Kassationsrichter

Die italienische Kaffeepause beträgt 5 Minuten. Eine detaillierte Beschreibung liefert Edoardo De Filippo in „Questi Fantasmi“ (https://www.youtube.com/ watch?v=YllQLj0h6mo), der sich aber größtenteils mit der Herstellung des Cafés und der heimischen Kaffeepause beschäftigt. Die Bürokaffeepause gehört ebenfalls zum Ritus, der zur Zeit der Unesco-Welterbe- Kommission als Kandidatur vorliegt.

Während die deutsche Kaffeepause in einer „Ruhepause“, in der Regel im Sitzen, stattfindet und der Regenerierung dient, hat die wesentlich kürzere italienische Pause die Funktion, alle Sinne und insbesondere die Kreativität zu stimulieren. Der Kaffee wird ausnahmslos im Stehen getrunken, entweder in der Bar gegenüber oder vor dem Espressoautomat des Unternehmens. Kein vernünftiger italienischer Arbeitgeber würde die spontane Kaffeepause untersagen.

Vor diesem Hintergrund war im November 2021 das Kassationsurteil 32473/2021 Wasser auf die Mühlen der Globalisierungsgegner. Der Kassationshof hat den Unfall einer Angestellten auf dem Weg zur Bar gegenüber nicht als Wegeunfall anerkannt. Sie habe die Bar aus persönlichen Bedürfnissen aufgesucht und damit eine von ihrer Arbeitssituation zu unterscheidender Lage geschaffen. Die Kaffeepause sei keine physiologische Notwendigkeit und könne auch hinausgezögert werden.

Das oberste Gericht entschied damit nicht nur gegen die Vorinstanzen (Landgericht Florenz und Oberlandesgericht Florenz), die den Weg zum Espresso selbstverständlich als Teil des Arbeitsprozesses anerkannt hatten, sondern auch gegen das Anstandsdenken einer breiten Mehrheit der Bevölkerung.